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DIE HEILIGE NINA

die erste im katalog der alpha_heiligen.
eine endzeitreligion.

optimal sind die bedingungen im pudel club nicht, um die ernennung der neuen priesterin
"die heilige nina" zu zelebrieren, wegen der aktuellen weltpolitischen situation sollte es jedoch keine weiteren verzögerungen geben.

heilige nina! lebendes bestandstück unserer arbeit.
Leuchtturm, Leitung und Leiter im Dunkeln.

keine wichtige ausstellung ohne nina.
ihre anwesenheit steigert den marktwert von taeglichdigtal.
jung aber mit umfangreichen werken, improvisationstalenten und präsenzen besticht sie nicht nur unsere bühnen.
sichtlich am wohlsten aber fühlt sie sich in unseren installationen, ihrer exklusiven umwelt.
live performt sie an der schreibmaschine, bearbeitet energisch das mic, stiehlt uns
unsere show, unser konzept/ unsere realität/ unsere welt/ unsere reine wahrheit.

zwei unterschiedliche wegbeschreitungen - ein gemeinsames ziel

sie ist der perfekte spion unserer arbeit, denn schon
bei der geburt von taeglichdigtal war sie hebamme.
turbulentesten kontroversen folgten hart umkämpfte schnittmengen der künstlerischen prozesse in regelmässigen abständen.
ein querschnitt ihrer arbeit findet sich im taeglichdigital archiv, stets vor der kamera/stets kreativ/schreibend/als performerin tätig, stets im bild uns die show stehlend,
ihre querulanz bestimt die quintessenz unserer arbeit und deren umfangreichen überblick.

wir

wir sind die verwalter und verwender der flut des abfalls und überflusses und des chaos.
wir begreifen uns als gründer einer neuen zivilisation, die das chaos, den schmerz
und den bullshit unserer abstrakten digitalen welt neu sortiert.
dabei schaffen wir wild wachsende, sich wandelnde, bewohnbare, benutzbare installationen, die
von uns und anderen lebewesen belebt werden.

verschiedene selbständige module/kohlenstoffeinheiten haben sich zur alpha crew zusammengeschlossen.
der engste mitarbeiterkreis...

selbst geschaffene materialvielfalten erfordern ständige umstrukturierungen.
ein ewiger schnellfrequentierter prozess mit dem drang die zukunft zu beschreiten.
das kunstwerk ist abhängig von den vorherrschenden bedingungen/wachstumsmöglichkeiten.
so werden in unterschiedlichste örtlichkeiten multimediale/postapokapytaleptische anfälle/szenarien hinein entwickelt.
faktoren wie be/über-leben des menschen sowie zeit und natürlich/künstliche prozesse bilden unter
taeglichdigitalen voraussetzungen ein einzigartiges universum.
zufall und naturgewalten werden weitestmöglich aufgenommen und bearbeitet.

eine kunst die omnipotent in alle bereiche des daseins einfluss nimmt.
wir glauben dass der mensch kein spezialist ist sondern seine einzige und absolute besonderheit in
seinem unspezifischen liegt - ein alleskönner mit multidimensionalem interaktiven bewusstsein.
in unserem werk zollen wir diesem umstand tribut. grösstmöglicher überblick/aktionsradius im spezialgebietsweltraum.

 

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Ein Ausstellungsstück. Ein lebendiges Stück der Ausstellung. Ein Lebensstück. Das sich entlang der Zeitachse durch die zivilisationsendlagerähnlichen Rauminstallationen von täglichdigital bewegt. Kommentiert und vergisst. Wandelt und verwandelt wird. Und verwandt ist.

In seiner Berufung als Dichter und Denker macht es den Mund auf und sagt: "Wenn ich den Mund aufmache und was sage, so sind das Rückmeldungen aus einem übergelaufenen Alltag."

Nachdem die sichere Base - ein Raum in der Welt, unser Weltraum - auf behördliche Anweisung eingerissen werden musste, die ehrliche Rettungsmission ins All mithilfe von Fluchtkapselattrappen - erbaut aus ausrangierten Erlösungshäuschen (Dixi) - von Stadtbürokraten gescheitert wurde, nun der Rückzug in die Wüste. Die Nomaden wandern wieder. Vielleicht erstmal ein Eremit werden.

Einst haben wir ein Lamm verloren. Heute ist die ganze Herde vom Irrsinn ergriffen. Eine intersubjektiv wiedererkennbare verbindliche Wirklichkeit ist nicht vorhanden. Der permanente Überinput führt beim Einzelnen zur übersteigerten Wahrnehmung des unmittelbarsten Umfelds. Die Hyperwahrnehmung evoziert einen Rückfall in ein eigenes Raum-/Zeitloch. Private Blaupause. Endung im Egokontinuum. Wir suchen nach Zeugen.


"Plötzlich begriff ich, warum alles so furchtbar egal war. Weil gar nichts real war. Weil alles nur aus bunten Plastikelementen bestand, mit kleinen Noppen, zum Aufeinanderdrücken. Und der Mensch nichts anderes tat, als diese bunten Plastikelemente aufeinanderzudrücken, so lange, bis er sich ein kleines Gebilde gebaut hatte, in dem er es sich gemütlich einrichten konnte. In dem er es aushalten konnte. Und in dieses kleine Gebilde hinein hat er sich dann eine Blume gestellt und jemanden gefickt und eine Mahlzeit gekocht und die Tagesschau eingeschaltet. Von Zeit zu Zeit musste der Mensch einige neue Plastikelemente anbauen, weil er seinen Horizont erweitern wollte. Er hat sich einen Brockhaus gekauft und in die Bücherwand gestellt. Er musste weitere bunte Elemente anbauen, um nachts noch schlafen zu können. Er musste immer mehr Elemente aufeinanderbauen und auch die Farbwahl kombinieren. Er wollte die Form verändern. Er konnte gar nicht mehr damit aufhören, die kleinen bunten Plastikelemente aufeinanderzudrücken, weil er nie glaubte, dass das schon alles gewesen sein könnte, machte er weiter und weiter und drückte immer neue Elemente auf sein Gebilde drauf und drückte und drückte bis er sich schließlich selbst erdrückte..."


aus:
DIE LETZTEN KÖNIGE,
von Nina Ender

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masta: jan@taeglichdigital